Ursachen für "Coral bleaching"


Die Hauptursache für die erhöhten Meerestemperaturen ist die globale Klimaerwärmung, die sich seit einigen Jahrzehnten durch den Treibhauseffekt ereignet und weiter zunimmt. Der Treibhauseffekt ist auf die zunehmenden Emission von Treibhausgasen (z.B. Kohlendioxid, Methan) infolge der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zurückzuführen. Der Meeresbiologe Prof. Ove Hoegh-Guldberg konnte mit umfangreichen Untersuchungen beweisen, dass die Erwärmung der Ozeane durch den Treibhauseffekt die Hauptschuld am weltweiten Korallensterben trägt. In den vergangenen 100 Jahren ist die Wassertemperatur der tropischen Meere um 1° C gestiegen und dieser Trend setzt sich mit einer Geschwindigkeit von 1°-2° C pro Jahrhundert fort. Das hat die wärmeempfindlichen Korallen an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht. Deshalb reicht heute schon der Einfluss der warmen Meeresströmung El Niño aus, um die Korallenausbleichen zu lassen.

Ausgebleichte Korallen


Bei einem El Niño-Ereignis (siehe El Niño) erwärmt sich stellenweise die Meeresoberfläche im tropischen Pazifik um bis zu 5°-6° C, was für das ohnehin labile Ökosystem Korallenriff verheerend ist. Besonders während des starken El Niño-Ereignisses 1997/98 fand die wohl bisher größte Massenbleiche von Korallen weltweit statt. Zuerst ging man von einer lokalen Erscheinung im polynesischen Tuamotu-Atoll aus. Doch die Korallenbleiche breitete sich wie eine Seuche auf der ganzen Welt aus. Am Ende waren 70 Prozent der Malediven-Riffe, 75 Prozent der Seychellen-Riffe und die kenianischen Korallenriffe sogar zu 80 Prozent geschädigt. Nach dem El Niño-Ereignis 1997/98 meldeten 32 Staaten und Inselnationen im Pazifischen und Indischen Ozean, im Roten Meer, dem Persischen Golf und in der Karibik solche Korallenbleichen. Weltweit wurde ungefähr ein Sechstel aller Korallenriffe in nur neun Monaten zerstört. Während einige der beschädigten Riffe gute Chancen haben sich langsam wieder zu erholen, wird die Hälfte der Riffe es vermutlich nicht mehr schaffen. Weltweit gelten heute schon 27 Prozent aller Riffe als zerstört. Diese erschreckende Vermutung wurde beim 9. International Coral Reef Symposium vom 23. - 27. Oktober 2000 in Bali von zahlreichen Wissenschaftlern bestätigt.

Korallenbleiche-Ereignisse weltweit
zwischen 1996 - 1998


Anhand dieser Schilderungen sieht man welche Auswirkungen die Klimaanomalie El Niño im Bezug auf Korallenriffe hat. Man muss jedoch deutlich daraufhin weisen, dass El Niño nur der Vollstrecker ist, der den schon ohnehin geschwächten Korallen den Todesstoß gibt. El Niño ist nicht allein für die verheerende Korallenbleiche 1997/98 verantwortlich, sondern verstärkt die erhöhten Wassertemperaturen (globale Klimaerwärmung), die bekanntlich durch den Treibhauseffekt entstanden sind, in drastischer Weise.

Zu Beginn des Jahres 2002 hat sich nach Angaben internationaler Forscher im Wissenschaftsmagazins New Scientist (April 2002) eine neue Korallenbleiche in den Gewässern des berühmten Great Barrier Riff, der Südseeinseln Neukaledonien, Fidschi, Tahiti und der Cook Inseln ereignet. Insbesondere diese Gewässer sind erneut von El Niño betroffen, der um die Jahreswende 2002/2003 erwartet wird. Die Korallenbleiche wurde durch das erwärmte Oberflächenwasser des Pazifiks ausgelöst. "Die Wassertemperatur lag in den Monaten Januar bis März [2002] um bis zu zwei Grad über dem jährlichen Durchschnitt", so Thomas Goreau, UNO-Umweltbeauftragter und Chef der Global Coral Reef Alliance. "Wassertemperaturen, mit mehr als 30 Grad Celsius, waren keine Seltenheit", so der Forscher.

Zu weiteren Ursachen für die Korallenbleiche zählt man die erhöhte Intensität der UV-Strahlung und die veränderte Wasserchemie (z.B. chemische Verunreinigung), welche die Existenz der Korallenriffe überall in den Ozeanen bedrohen. Auf eine möglich Wiederbesiedlung oder einen Neuaufbau von Korallenriffen wirkt sich der steigende Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre negativ aus. Er bewirkt, dass sich der pH-Wert der Ozeane verändert, was die Kalkbildung der Korallen behindert. Zusätzlich befallen immer häufiger Bakterien, Viren oder Pilze die Korallen und lösen rätselhafte Krankheiten aus.


Wirtschaftliche Auswirkungen des Korallensterbens

Die Korallenriffe gehören mit über 225 Millionen Jahren zu den ältesten Ökosystemen der Welt. Es gibt um die 4000 bekannte Korallenarten, die Lebensraum für ca. eine Million Pflanzen- und Tierarten bieten. Doch nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt sind auf die Korallenriffe angewiesen, sondern auch wir Menschen in der ganzen Welt. Es wurde schon die Fähigkeit der Korallen Kohlendioxid zu speichern und die Küstenschutzfunktion vor Wellenbrechern erwähnt. Seit jüngster Zeit rücken die Riffe auch immer mehr in das Blickfeld der Pharmaindustrie. Denn Rifforganismen produzieren Schwämme, Weichkorallen, Algen, Seegurken und Seesscheiden, die ein unbezahlbares Reservoire an medizinisch bedeutsamen Stoffen darstellen. Die Erforschung dieser hat gerade erst begonnen.


Neben diesen Eigenschaften und Nutzungsmöglichkeiten der Riffe gibt es zwei Bereiche, in denen die Korallenriffe weltweit von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind. Dies ist einerseits der Tourismus und anderseits die Fischerei. So hat z.B. das australische Große Barrier Riff einen "touristischen Wert" von 1,5 Mrd. Dollar pro Jahr. Bei den Riffen vor der Küste Floridas erreicht er 2,5 Mrd. Dollar und bei denen in der Karibik etwa 140 Mrd. Dollar. Die Karibik zählt Jahr für Jahr 100 Millionen Besucher und dem US-Außenministerium zufolge werden bis 2005 allein die Sporttaucher 1,2 Mrd. Dollar zur Wirtschaftsleistung der Länder in dieser Region beitragen. Die bunte Unterwasserwelt als Anziehungspunkt für eine wachsende Zahl von Tauchtouristen ist auch sehr wichtig für die touristische Entwicklung in den ärmeren Länder der Welt. So sind z.B. Länder wie die Philippinen oder Indonesien stark von den Einnahmen des (Tauch)-Tourismus abhängig.


Ähnlich sieht es mit der Fischindustrie der ärmeren Ländern aus. So sind 100 Länder der sogenannten "Dritten Welt" auf intakte Korallenriffe angewiesen, um genügend Fisch für den Verkauf und zum eigenen Verzehr zu fangen. Nach Schätzungen der "World Conservation Union" bedeuten Korallenriffe für die Volkswirtschaften der Anrainerstaaten einen Gesamtwert von 500 Mrd. Dollar. In den Entwicklungsländern stammen 25% der Fangmengen aus der Umgebung von Korallenriffen. Im übrigen hat der Fischfang in Gebieten mit Korallenriffen nicht nur finanzielle Bedeutung, sondern stellt auch für viele Menschen in den ärmeren Ländern der Erde eine wichtige Proteinquelle dar.

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Korallensterben infolge von immer intensiveren Korallenbleichen beängstigende Ausmaße genommen hat. Durch die globale Klimaerwärmung gelangen die empfindlichen Korallen an ihre Belastungsgrenzen und sterben in vielen Gebieten ab. Wenn ein El Niño-Ereignis, welches stellenweise eine drastische Wassererwärmung mit sich bringt, noch die gestressten Korallen belastet, dann ist meist ein Massensterben von Korallen die Folge. Die Korallenriffe haben kaum Zeit sich von vorhergegangenen Ereignissen zu erholen, um die Korallenstöcke wieder zu besiedeln. Von ihrer genetischen Ausstattung sind Korallen nicht in der Lage in solch kurzer Zeit, sich den höheren Wassertemperaturen anzupassen. Vielmehr müssen wir Menschen durch geeignete Maßnahmen, z.B. durch Senkung der Treibhausemissionen, den Korallen und indirekt auch uns akzeptable Lebensbedingungen schaffen!


Als Schlusswort kann man den Worten von Klaus Töpfer, Geschäftsführender Direktor der Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP), zustimmen: "Das Wachstum des Massentourismus, kombiniert mit der wachsenden Popularität des Tauchens, hat dem Zustand der Korallenriffe weltweite Aufmerksamkeit erbracht. Lassen Sie uns nun die Maßnahmen ergreifen die nötig sind, um eine Antwort auf die Krise der abnehmenden Korallenriffe zu finden und sicherzustellen, dass dieses einzigartige Ökosystem uns und die zukünftigen Menschen auch weiterhin ernährt, beschützt und erfreut."

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