Korallenriffe
Neben den tropischen Regenwäldern sind Korallenriffe die
artenreichsten Lebensräume der Erde. Dies wird an einem
australischen Riff deutlich, bei dem auf einer Fläche von
weniger als 50 Quadratmetern fast 150 verschiedene Fischarten
leben. Die Korallenriffe werden wegen ihrer Artenvielfalt auch
als "Regenwälder der Ozeane" bezeichnet.
Die meisten dieser Eldorados der marinen Tierwelt befinden
sich im Pazifik, im Roten Meer und im Indischen Ozean. Besonderer
Erwähnung bedürfen die Großatolle der Tuamotus
im Pazifik, die Atolle der Malediven und natürlich das
Große Barriereriff vor der Nordostküste Australiens.
Das Große Barriereriff ist mit seinen 2000 Kilometern
Länge das längste seiner Art. Es besteht aber keinesfalls
aus einem durchgehenden Riffkomplex, sondern vielmehr aus ca.
2000 kleineren Riffen, welche aber mit einer Mindestgröße
von 8 km² immer noch sehr groß sind. Das Große
Barriereriff sowie viele andere Riffe dienen besonders in Küstennähe
als Wellenbrecher. Sie sind daher für manche Inseln - wie
z.B. den Malediven - als Schutz vor der Meeresbrandung unerlässlich.
Die Riffformen der Korallenriffe kann man in drei verschiedene
Gruppen einteilen: Küstenriffe, Barriereriffe und Atolle.
Das Küstenriff, auch Saumriff genannt, ist der am meisten
verbreitete Rifftyp. Wie der Name schon sagt, säumt dieses
Riff die Küste und lässt keinen Wasserstreifen zwischen
Festland und Riff. Die Ausdehnung ins offene Meer hängt
davon ab, wie steil der Meeresboden abfällt. Eine normale
Riffbreite beträgt um die 100 Meter. Das Riff wächst
bis auf wenige Zentimeter an die Wasseroberfläche heran.
Es hält dabei immer den gleichen Abstand zur Wasserlinie,
was bei plötzlichen Meeresspiegelschwankungen äußerst
schwierig sein kann.
Verschiedene Riffformen eines Korallenriffs
Das Barriereriff (Wallriff) entsteht zumeist auf einer unterseeischen
Bodenerhöhung weiter von der Küste entfernt. Dabei
liegt zwischen dem Barriereriff und der Küste immer eine
Meeresstraße, ein Kanal oder eine Lagune. Da die Entstehung
eines Barriereriffs wesentlich komplizierter und dadurch zeitintensiver
ist, werden diese - im Vergleich zum Saumriff - um einiges kleiner.
Das Paradebeispiel eines Barriereriffs ist das Große Barriereriff
vor der Nordostküste Australiens.
Die Atolle sind der bekannteste Rifftyp überhaupt. Atolle
sind Koralleninseln, die aus einem schmalen, kreis- oder hufeisenförmigen
Riff rund um eine flache Lagune bestehen. Zahlreiche pazifische
Inseln, wie z. B. die Gilbert-, die Tusamotu-, und die Marshall-
Inseln, sind Atolle. Atolle reagieren wegen ihrer komplizierten
Bauart und der damit zusammenhängenden langwierigen Entstehungphase
äußerst empfindlich auf extreme Umwelteinflüsse.
Das Korallenriff selbst ist ein äußerst komplex
strukturiertes System, was sich bisher schon an der lebensnotwendigen
Symbiose zwischen Korallenpolyp und Zooxanthellen (Algen) gezeigt
hat. Weitere wichtige Lebensgemeinschaften bilden die farbenprächtigen
Korallenfische sowie Seeigel, Seewalzen, Seesterne und viele
Molluskenarten mit den Algen. Sie ernähren sich von ihnen.
Diese auf dem Kalkskelett wachsenden Algen sind aber nicht mit
den Zooxanthellen zu verwechseln, welche sich in den lichtdurchlässigen
Zellen der Polypen aufhalten.
Die meisten Korallenfische suchen im Riff nur Schutz vor Feinden.
Sie haben sich in ihrer Größe und Färbung häufig
den Gegebenheiten des Riffs angepasst, um so besser vor möglichen
Feinden geschützt zu sein. Seinem größten Feind,
dem Menschen, sind die Korallenfische jedoch hilflos ausgesetzt.
Mancherorts werden sie flächendeckend von den geldgierigen
Inselbewohnern durch Zyankali betäubt und an Aquarienfreunde
weltweit verkauft. Bei diesen Aktionen werden nicht nur die
Korallenfischbestände stark dezimiert, sondern auch meistens
die Riffe nachhaltig geschädigt. Die vielfältigen
Lebensräume und die Fruchtbarkeit der Riffe führen
zu einem enormen Artenreichtum der Meeresfauna und -flora.
Der deutsche Riffexperte Helmut Schuhmacher beschreibt die
Lebensgemeinschaft der Riffbewohner wie folgt: "Die verwirrend
vielfältigen Beziehungen der Riffbewohner untereinander
und zu ihrer unbelebten Umwelt übertreffen möglicherweise
sogar die komplexe Infrastruktur einer Großstadt. Hier
wie dort haben sich die Bewohner Bauten geschaffen, die die
ursprüngliche Landschaft nachhaltig verändern.- So,
wie die Stadt als eine Konzentration von Menschen und deren
Bedürfnissen eine Fülle von Existensmöglichkeiten
bietet, die in dünn besiedeltem Gebieten nicht denkbar
wären, konnte sich auch nur im Riff eine Vielfalt von Lebensweisen
entwickeln, die an anderen Stellen oder im freien Wasser nicht
möglich wäre."
Fortsetzung Korallenriffe II
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